Sollten Sie Kinder im Haus haben, wissen Sie ja (vielleicht sogar aus eigener Erfahrung), dass Brillen manchmal die Angewohnheit haben, sich zu verbiegen. So ganz von allein und so. Und weil eben jene Brille aber wichtig in meinem Leben ist, damit ich nicht gegen Bäume laufe, mir den Tee neben die Tasse kippe oder aus Versehen einen Kühlschrank anstelle eines Päckchen Knäckebrotes kaufe, musste sie also gerichtet werden.
Kann ja so schwer nicht sein, dachte sich Frau Ringel. Optiker gibt es hier wie Sand am Meer, eine Brille richten kann selbst schon der Azubi im ersten Lehrjahr und selbst in Deutschland ist das Richten Teil des Kundenservices bei jedem Brillenverpasser. Nach einem Blick ins Telefonbuch war der dichteste Optiker gefunden (so eine Kette ala Fiehlman in Deutschland) und los ging's.
Frau Ringel (FR): Guten Tag, meine Brille ist verbogen. Könnten Sie die bitte richten?
Optiker (O): Wieso?
FR: Naja, ich hab 'ne 2-Stärken Brille und die stimmen jetzt nicht mehr. Ich muss immer meinen Kopf schief legen, wenn ich klar gucken will. Ausserdem sieht's ja komisch aus.
O schüttelt über soviel Unsinn verständnislos den Kopf und sieht seinen Mitarbeiter vielsagend an: Na, wie hätten Sie die Brille denn gern? Obwohl ich da ja nichts sehen kann.
FR (sich nach einem Spielgel umguckend und keinen findend): Na, so grade halt. Auf der Nase. Oben. Haben Sie mal 'nen Spiegel, damit ich es Ihnen zeigen kann?
O: Nee, 'nen Spiegel haben wir nicht.
FR: Aha. (Ein Optiker ohne Spiegel?!?) Na, Sie sehen ja bestimmt, wenn's grade ist. Und so möchte ich das dann.
O: Wie alt ist Ihre Brille eigentlich?
FR: Zwei Jahre (Nach weiterem Überlegen denke ich es sind eher drei, aber was hat das mit dem Richten der Brille zu tun?!?)
O: Dann brauchen Sie eh bald 'ne neue Brille. Na lohnt sich das Richten gar nicht mehr.
FR: Aber ich kann doch so nicht gucken. Und ich will doch auch nicht mit 'ner schiefen Brille rumlaufen!
O: Wollen Sie sich nicht doch lieber eine neue kaufen?
FR: Nein! Ich will meine Brille gerichtet haben.
O: Na dann geben Sie mal her.
Der Optiker verschwindet, kommt nach einer Weile (solange man halt braucht, um
FR: Weiss ich nicht, es gibt hier ja keinen Spiegel, in dem ich mich sehen könnte. Aber wenn Sie sagen, dass es grade ist, dann wird's wohl grade sein.
O: Jaja, sieht prima aus.
FR dankt, zahlt (nein, das Richten war nicht umsonst) und geht zurück ins Auto. Dort im Spiegel betrachtet stellt sie fest, dass die Brille jetzt noch schiefer sitzt. Nur halt in die andere Richtung. Die Augen sehen jetzt aus, als wären sie in der Höhe versetzt. Prima!
Zuhause habe ich meine Brille dann versucht allein zu richten. Ganz grade ist sie nicht geworden, aber es sieht alle mal besser aus als vorher.
Amerika, ein Dienstleistungs- und Kundenparadies?!? Das ich nicht lache!
2 comments:
Und jetzt gehst du hin, gibst das feedback und sagst am besten dem Geschäftsführer, dass es die nächste Brille mit Sicherheit von der Konkurrenz gibt. Nur so kann man Dienstleister erziehen.
Ich wäre ja schon bei "wir haben keine Spiegel" wieder rausgegangen und spätestens bei der Aussage, man bräuchte dann eh bald eine neue Brille nach zwei Jahren. Wieso bitte sollte das so sein? Meine hab ich seit ungefähr sechs Jahren und die ist top in Ordnung. Solange sich die Werte nicht ändern, kann das ja nur heißen, dass sie schlechte Qualität verkaufen, wenn die nicht länger halten...
So, als Optikerin muss ich hier doch mal anmerken: wenn ich eine Brille richte, die nicht bei uns gekauft wurde verlange ich durchaus auch mal Geld dafür! Meine Zeit und mein Know-How kosten meinen Chef schließlich auch Geld und dass andere Kunden das beim Kauf ihrer Brille für Leute die nur mal eben zum Richten kommen mit bezahlen is ja so auch nicht in Ordnung *find*
Die Frage nach den Know-How erübrigt sich aber wohl, wenn das mit dem Biegen so daneben geht... und wenn dort nichtmal n Spiegel war frage ich mich ja schon, ob der Ihnen nicht vielleicht ne Klobrille verkaufen wollte ;)
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