Monday, March 26, 2012

Samstagsfriede

... oder was in unserer Familie dafür herhalten muss.

Eigentlich ist Samstag ja der Tag, an dem wir Zeit für einander haben. Eigentlich... Uneigentlich war dies jetzt schon der zweite Samstag, an dem ich eigentlich gar keine Zeit für meine beiden Männer hatte. Letzte Woche traf ich mich ja mit den Bischöfen verschiedener Synoden und wurde dann doch tatsächlich von einem der besten aufgesammelt. Dieses Wochenende stand nun mein Halbjahresexamen in Kirche und Gesellschaft an. Sechs Essayfragen, die wir am Freitagnachmittag zugesandt bekamen und bis Montagmorgen 9h bei der Sekretärin im Kasten liegen mussten. (Möglichst zusammen mit den Antworten, versteht sich...) Freitagmorgens bin ich, wie ja mal erzählt, beschäftigt. Und danach habe ich keine Kraft für irgendwas. Besonders nicht für Dinge, die hinterher auch noch benotet werden... Blieben also Samstag und Sonntag.
Um 6.11h wurde ich unsanft geweckt. Nicht von einem ausgehungerten Sohn, sondern von dem Hörspiel, welches der Knirps in voller Lautstärke genoss. Der Herr Ringel grunzte nur, und drehte sich auf die andere Seite. Aber weil ich ja schon mal wach war, hab ich dann gleich den Tag genutzt und mich an die Aufgaben gemacht.
1. Frage: Erklären Sie den Standpunkt von Herren Theologe XYZ, der seine These und sein Buch 1930 schrieb und der heute so überholt ist, wie ein Walkman im Handgepäck eines Teenagers. Zwei Stunden, gute 1000 Worte, ein Frühstück für den jungen Herren der Familie und zwei Legohäuser später war die erste Antwort fertig. Hallelujah!
Erneutes Grunzen aus dem Schlafzimmer. "Wo bist'n?" "Ich schreib an meinem midterm." "Ah!" (Grunzender ab - allerdings nicht wie erhofft ins Bad und dann in die Küche, sondern ins Land der Träume.)

2. Frage: Warum sind Theologe ABC's Thesen wichtig für das Verständnis des Frühpuritanismus in den USA? (Was weiss ich und wen kümmert's?) Eine Stunde später war auch diese Frage beantwortet (wenn vielleicht auch nicht zur Zufriedenheit meiner Professorin, aber hey...)

Erneutes Fragen aus dem Schlafzimmer: "Schreibst Du immer noch?" "Ja." "Du musst schneller schreiben, sonst schaffst Du das nie!" (Äh, ja, Danke...)

Immerhin stand der Herr Ringel dieses Mal auf und begab sich ins Bad. Ich mich auch. Und dann in die Küche. Immerhin war ich nun seit fast 4 Stunden auf und hatte Hunger. Nach dem Frühstück und Abwaschen sind wir dann schnell zum Wochenendeinkauf los. (Nein, meine Männer kann man nicht allein zum Einkaufen schicken. Die kommen mit 'ner Dreimonatspackung Nutella, vier Tüten Chips und drei Dosensuppen wieder, aber nicht mit dem, was auf dem Einkaufszettel steht. Ich weiss das; ich hab das nämlich schon mal ausprobiert.)

Nach dem Einkaufen und Wegräumen Mittag. Und Abwaschen. Als ich leise gähnte, fragte mich der Ringelmann wovon ich denn müde sei. Ich hätte doch erst zwei Fragen beantwortet. Ich hab mir Atem (und einen Ehekrach) erspart und bin zurück in mein Arbeitszimmer gewandert. Nächste Frage:

Was ist sekulare Religion und wie äußert sie sich in der Amerikanischen Gesellschaft? Noch mal 1200 Worte. Worte, die zusammen Sätze ergaben wie "Civil religion in the United States offers a framework for understanding the American experience in light of an universal and ultimate reality.". Wenn Sie das jetzt nicht verstehen macht das Nichts. Ich verstehe das auch nicht - und ich hab's ja immerhin geschrieben.

Danach brauchte ich eine Pause. Schaumschlägerei ist nicht so einfach wie Sie denken! Da man sich ja auch körperlich betätigen soll, betätigte ich mich am Bügelbrett und bügelte die Hemden des Ehemannes, während jener mit dem Kleinen Mann vor dem Laptop sass und SUDOKU spielte. Und weil Bügeln zu einseitig ist, habe ich danach dann Frikadellen gerollt, Bohnen geschnippelt und Kartoffeln geschält.

Nachdem Essen wurde der Kleine Herr durch Bad geschleift, bekam vorgelesen und wurde gekuschelt. Der Lange Herr wurde später vor dem Fernseher (naja Laptop mit Videofunktion) gekuschelt, wenn auch nicht durchs Bad geschleift oder belesen... Um kurz nach 9h verschwand ich wieder in meinem Zimmer, schrieb meine Hausaufgaben für meine Katechismusklasse, stellte ebenjene ins Internet und schleifte mich nun selbst ins Bad. Kurz noch gelesen. Dann Licht aus, und fast sofort eingeschlafen. Als der Lange Mann kurz nach 11 aus dem Bad kam, hab ich das kaum gemerkt.

Am Sonntag haben wir das Ganze wiederholt. Wenn wir auch Einkaufen durch Kirche und Frikadellen durch Lachs ersetzten. Und nach dem Mittag bin ich dann gestern wieder los um mich fünf Stunden im Auto zu entspannen.
Ich war dann auch so entspannt, dass mir die verbleibenden zwei Fragen nur so aus der Hand flossen und ich kurz nach Mitternacht mit dem Krempel fertig war. Kurz vor 9 heute morgen habe ich die 4000 geschriebenen Worte der Sekretärin anvertraut und nun hoffe ich dass 1. sich das Ganze notentechnisch gelohnt hat und das 2. mein nächstes Wochenende (noch) besser wird...

1 comment:

Wolfram said...

1930 - Althaus, Elert oder der unsägliche Tillich?

Überhaupt, so eine Aufgabe ist zutiefst unchristlich, über den heiligen Sonntag!
Ich hoffe aber, daß dann wenigstens zwei A als Note drunterstehen!