Friday, April 29, 2011

Gründonnerstag

In der Bibel steht, dass Jesus seine Jünger davor warnte, dass auch sie seinetwegen verhaftet werden würden. Dass sich das auch auf mich beziehen könnte, hatte ich dabei übersehen.

Aber fangen wir von vorne an:

Gründonnerstag war ein hektischer Tag. Vormittags und Nachmittags waren ausgebucht mit Haus-, Krankenhaus- und Pflegeheimbesuchen. Denn, und grade, die Gute Nachricht ist auch für die Armen und Kranken. Danach dann schnell zurück zur Gemeinde 1, Abendmahlskelche, Paten (diese kleinen silbernen Tellerchen fur das Brot) und Kerzenleuchter aus der Sakristei geholt und ins Auto verfrachtet. In Gemeinde 2 sollte ein Gemeinschaftstischabendmahlsgottesdienst stattfinden. Und Gemeinde 2 hat nur einen Kelch und ein Tellerchen, während Gemeinde 1 beides gleich in dreifacher Ausführung besitzt.

Alles also vorsichtig, aber zügig, immerhin war es spät und der Regen prasselte der Frau Vikarin auf die Brille, ins Quietschauto gepackt und auf ging die Überlandfahrt gen Gemeinde 2. Weit gekommen bin ich nicht. Denn nach nur fünf Minuten hielt mich die State Police an. Wupp, wupp macht die Sirene hier und man weiss, wenn man sie hört, muss man rechts ranfahren und warten, bis der Herr Beamte sich aus dem Auto schält. Erst einmal lässt mich der Herr Polizei ein Weilchen im Wagen schwitzen, dann steigt er aus seinem Polizei-Mobil und kommt zu meinem Auto.

Brav wie ich bin, habe ich mein Fenster schon runtergekurbelt (also eigentlich hat unser Auto gar keine Kurbeln mehr, aber wie sagt man denn sonst? Runtergeschnurrt?) und hatte meine Papiere in der Hand. Aber die wollte er gar nicht. EIn Blick auf mich, und der Kerl fing schallend an zu lachen. (Also so komisch bin ich doch nun auch wieder nicht, oder...)

"Tag," grinst er. "Wir gehen einer Anzeige nach. In Gemeinde 1 soll eine Person in auffälliger Kleidung wertvolle Kelche gestohlen haben. Ein besorgter Bürger hat uns angerufen."

"Das kann nicht sein," sage ich und bescheinige mir damit selbst, dass ich die längste Leitung der Welt habe, "ich war grade erst da und habe die alle in meinem Auto für unseren Gottesdienst nachher."

"Eben!" grinst der Polizist und guckt vielsagend auf meine schwarze Bluse, den Pastorkragen, die schwarze Hose und den roten Batikpullunder.

Ins Gefängnis musste ich dann doch nicht. Und auch eine Anklage oder weitere Ermittlung wird es nicht geben. Der Officer der State Police hatte schon mal mein Bild in der Zeitung gesehen und ausserdem meinte er, so wie ich liefe bestimmt keiner freiwillig rum. Da müsste ich schon die Pastorin sein.

Wo er Recht hat, hat er Recht...

3 comments:

EausP said...

Herrliche Geschichte das!

Meinigkeiten said...

Hach, Frau Ringel, ich liege glatt unterm Tisch. Stark! *gaaanzbreitesGrinsen*

kathrin said...

Für dich bestimmt nicht so amüsant. Aber ich hab beim Lesen grad schallend gelacht. Sorry.
Danke!
Und alles Gute für die nächste Abendmahlsfeier.

LG,
Kathrin