Friday, August 20, 2010

Nachgefragt

"Was machen Sie eigentlich den ganzen Tag? Langweilen Sie sich nicht?" Ich finde es ja sehr rührend, dass sich eines meiner Gemeindemitglieder da solche Sorgen macht, aber nein, ich langweile mich nicht! (War das vielleicht eine verstecke Kritik? Würde mich die Person lieber mehr arbeiten sehen? Oder war das nun eine echt besorgte Frage? Gedankenlesen hat mir leider keiner im Seminary beigebracht.)

Also, was mache ich so? Ich stehe jeden Tag kurz vor 6 auf. Bad, Frühstück machen, Brote fuer die Pause schmieren, Kind aus dem Bett und ins Bad jagen, umziehen (Arbeitskleidung ziehe ich lieber NACH dem Frühstück an...), ab ins Auto und los. 30 min Fahrt zum Sommercamp des Sohnes. Kleinen Mann um 8h abgeben. 1 Stunde weiterfahren. (Ja, mein Arbeitsweg beträgt jeden Tag 90 Minuten. Mit oder ohne Camp, denn das Camp liegt auf dem direkten Weg.)

Was ich Sonntags mache, ist, glaube ich, klar. Und der Rest der Woche:


  • Bibelkreis
  • Strickgruppe
  • Studentengruppe
  • Kindergartenstunde
  • Predigt schreiben
  • Kranke, Alte und Trauernde besuchen
  • Kirchenvorstandstreffen (zwei im Monat)
  • Schnecken fangen und Schneckenschleim vom Fussboden wischen (DON'T ask...) 
  • Artikel fuer die Kirchenzeitung schreiben
  • Seelsorge
  • Pasta-Night im benachbarten College
  • Handarbeitskreis
  • Kaffeklatsch mit der Vikarin (also ich mit der Gemeinde, nicht ich mit mir...)
  • Armuts- und Obdachlosenarbeit
  • Gottesdienstplanung
  • Berichte fuers Seminary schreiben
  • die gleichen Bericht auch fuer meinen Supervisor verfassen
  • Tueren reparieren
  • die Sekretärin einarbeiten
  • das Internet und den Computer unseren Senioren erklären
  • und all die lieben Kleinigkeiten, die mir jetzt grade nicht einfallen
Nein, ich langweile mich nicht. Es macht mir viel Freude. Aber es fällt mir schwer, auch mal "Nein" zu sagen und wirklich auf meinen freien Tag bestehen. Diese Woche hat's nicht geklappt. Vielleicht nächstes Mal... 

1 comment:

Ju said...

Das ist doch die generelle Ansicht von Leuten, deren Beruf zu 100% aus Schreibtischarbeit besteht. Wenn man nicht den ganzen Tag im Büro sitzt und auch von anderen gesehen werden kann, dann arbeitet man ja angeblich nicht. Lehrer zum Beispiel haben es ja so schön, so viel Ferien. Dass sehr viel der "freien" Zeit mit korrigieren und vorbereiten verbracht wird, sieht man nicht, da dies zumeist zu Hause erledigt wird. Ich würde den Kommentar nicht zu persönlich nehmen. Die Menschen können sich einfach nicht vorstellen, wie viel Arbeit ein Pastor ausserhalb des Büros erledigt und wie anstrengend das sein kann. Ich stelle mir Seelsorge und Kranken- bzw Angehörigenbesuche sehr schwer vor, ich könnte das nicht!
Geht mir zur Zeit auch ähnlich weil ich nicht am Institut sitze und das Schreiben zu Hause einfach leichter geht, arbeite ich ja nicht.
Grüsse aus Oslo
Julia

P.S. Ich glaube da ist noch die alte Blogadresse in Deiner Liste.
Der aktuelle Link:
http://nowhere-ju.blogspot.com/