Thursday, March 7, 2013

Montag

Montags hat das Ringelkind Bandprobe in der Schule. Und natürlich ist die Bandprobe vor dem eigentlichen Schulanfang, sodass der Schulbus den Kleinen Mann zu spät vor der Schule ausladen würde (ja, Herr Deutschlehrer, ich weiss, auslüde, aber wer sagt das denn schon?).  Na jedenfalls klingelt der Wecker so um

6.10h - Natürlich habe ich auch jetzt nicht ausgeschlafen, aber wie gesagt, Zähneputzen geht prima im Halbschlaf. (So im Halbschlaf und ohne Brille sehe ich auch die Falten und grauen Haare nicht, die mir der Badezimmerspiegel sonst so gerne zeigt.)

Und nun haben wir 70 Minuten um: drei Leutchen durchs Bad zu bringen, Frühstück zu machen und zu essen, Lunch für drei Personen zu organisieren und verpacken, drei Wasserflaschen abzufüllen (und ja, natürlich ist der Wasserfilter wieder alle und nein, ich habe mal wieder keinen Ersatz. Oder doch, aber nur für das alte Filtersystem.), Taschen packen, anziehen, und alle in die Autos zu verstauen. (Montags hat der Ehemann Vorlesung und so bringe ich den Kleinen Mann zur Schule.)

Heute kommen wir auch nur 5 Minuten zu spät an der Schule an. Wir hätten es auch pünktlich schaffen können, wenn ich zu all dem anderen Kladderadatsch in meinen Händen auch noch die Posaune des Ringelkindes getragen hätte. Hab ich aber nicht, ich gemeine Mutter ich, und so gab es einen kleinen Wutanfall. Aber das macht ja nichts. Bringt ja den Kreislauf in Schwung und macht gleich richtig wach.

Von der Schule aus sind es 60 Minuten bis zur Kirche. Ich lasse mir "The Rembrandt Project" von Daniel Silva vorlesen. Grade, wenn es richtig spannend ist, komme ich bei der Kirche an. Was nun? Im Auto sitzen und weiterhören? Bis auf heute Abend warten? Aber der Küster kommt auch grade an. Also aussteigen. Schade. Ob Michael wohl alle Computerdaten klauen kann? Man weiss es nicht...

Dieses Mal muss ich nur die Haupttür und mein eigenes Büro aufschliessen. Danach Besprechung mit der Sekretärin. Also, Aushilfssekretärin, denn eine echte haben wir im Moment nicht. Am Dienstag haben wir eine Beerdigung. Und das muss nun vorbereitet werden. Diese Beerdigung ist eh ein wenig trickreich. Die Witwe hatte verlangt, dass wir "Snoopy versus The Red Baron" auf der Beerdigung spielen. Sehen wir mal davon ab, dass unsere Kirche in keinster Weise das Copyright für dieses Lied besitzt und deshalb auch nicht spielen darf, bin ich mir halt auch nicht sicher, ob man unbedingt ein Lied über einen Comichund, welcher einen deutschen Kampfpiloten aus dem Ersten Weltkrieg abschiesst, im Gottesdienst spielen muss. Vielleicht geht ja auch ein Lied aus dem Gesangbuch?

Danach dann Predigt schreiben. Auch so eine Sache. Meine Sonntagspredigten schreibe ich ja nicht mehr. Die spreche ich frei. Natürlich muss ich mich darauf vorbereiten und das Kuschelschaf in meinem Büro muss sich auch öfters verschiedene Versionen der Sonntagspredigt anhören bis ich dann zufrieden bin, aber schreiben tue ich normalerweise nichts. Aber auf Beerdigungen bin ich altmodisch. Brav hinter der Kanzel (sonst bin ich im Mittelgang und gehe hin und her),  und mit vorgeschriebener Predigt, Wie man das halt so kennt...
Aber was schreiben? Der Verstorbene wurde von der Familie heiss geliebt, aber vom Rest der Gemeinde und der Kleinstadt ....nun ja...eben nicht geliebt. (Und das oft zu Recht.) Aber wie formuliert man das?
Das Schreiben dauert jedenfalls ein ganzes Stück länger als geplant.

Das ich keine Zeit zum Mittagessen habe macht nicht, denn ich habe mal wieder mein Essen zu Hause stehen lassen. Den Rest des Arbeitstages verbringe ich mit Beerdigungsgottesdienst vorbereiten, einem Seelsorgegespräch, dem Versuch, die Kindertoilette zu "entstopfen" (wer hätte gedacht, dass mein wichtigstes Werkzeug als Pastorin ein roter Pümpel sein würde?!?) und die Mausefallen in der Sakristei auszuleeren.

Um 2.30 ist der Tag schon wieder zu Ende, denn der Kleine Mann hat heute früh Schulschluss und der Ringelmann kann den Mini nicht abholen.

Kind um 3.45 abholen. 20 Minuten nach Hause fahren. Endlich etwas essen. Kind beruhigen, denn das Ringelkind hat am Abend Projektvorstellungsabend und muss für eine gute Stunde, den Eltern anderer Schüler (und uns) sein Projekt vorstellen. Immer wieder. Wann immer jemand an seinem Projekt stoppt. Er wird es souverän und prima machen, aber bis dahin regiert hier das Lampenfieber . Essen soll er vorher, der Kleine. Also eine Pizza in den Ofen. Die findet der Herr aber zu scharf und geht hungrig zur Schule. Aber ein Hemd hätte er bitte-danke vorher noch. Das fällt ihm 2 Minuten bevor wir losmüssen ein. Also noch mal Bügeln. Und danach die 20 Minuten zurück zur Schule.

Projekte angucken und beschreiben lassen. $21 auf dem Buchflohmarkt der Schule lassen und zurück nach Hause. Hunger hat der Kleine immer noch nicht. Aber ins Bett will er auch nicht.
Um 9.35 ist endlich das Licht aus.

Willst Du noch was gucken? fragt der Ringelmann und sucht im Internet nach irgendeiner guckbaren Fernsehserie.

"NEE!" sage ich, decke den Tisch für morgen früh, lege Klamotten raus, putze meine Zähne (wieder im Halbschlaf und ohne Brille) und falle um 10.15 hundemüde ins Bett.

Und da ich auf der Rückfahrt von der Kirche zur Schule keine Zeit hatte, das Buch weiterzuhören (ich war am Telefon, per Freisprechanlange selbstverständlich, und sprach mit jemandem über ihre anstehende Hochzeit), weiss ich immer noch nicht, ob Michael nun die Daten vom Computer gestohlen bekommen hat oder ob er erwischt wurde. Und so nehme ich die Geschichte mit in meine Träume und wusel mich nachtens im Traum durch Computerprogramme, Comichunde, sprechende Hundehütten und den Auftrag 250 Beerdigungen in 12 Stunden vorzubereiten. Erholsam, oder so...

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