Friday, March 15, 2013

Freitag

...heist ja wohl so, weil ich da frei habe. (Manchmal jedenfalls...) Diese Woche hatte ich frei und deshalb auch gleich einen gar wunderprächtigen Arzttermin vor mir. Hier erst einmal ganz lieben Dank fürs Daumendrücken, Frau Miest. Daumendrücken hilft immer!

Um 6.30 jodelte uns an diesem Morgen Lady Gaga aus dem Bett (Alejandro). Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten... Ich habe den langen Mann aus dem Bett geworfen und mich selbst noch mal wieder umgedreht. Denn Frühstücken durfte ich heute Morgen nicht und renitent wie ich manchmal bin, hatte ich mich schon im Vorfeld geweigert, Frühstück für die Männer zu machen.

Leider hatte der Herr Ringel das vergessen und ein wenig im Bad getrödelt. Ausserdem hatte er vergessen, dass ich heute das Ringelkind nicht zur Schule bringen würde, sondern dass der Gute heute Morgen den Bus würde nehmen müssen. Und so sass ich dann doch mit am Tisch und war sogar noch vor dem Ringelkind gewaschen, gebügelt und abflugbereit.

Das war auch gut so, denn der junge Kerl verpasste heute Morgen doch gleich mal seinen Bus und durfte nun doch von Mama zur Schule gebracht werden. 12 Meilen zur Schule. Von dort 11 Meilen zum Arzt. Jährlicher Gesundheitscheck (gegen den ich nichts habe) und die typische gynäkologische Untersuchung (gegen die ich sehr viel habe). Kurz vor 9 war ich da. Wurde auch gleich reingerufen ... und dann durfte ich warten. Und warten. Und warten. Als die Schwester für die Voruntersuchung kam, hatte mein Blutdruck sich auf 160/80 hochgesteigert. Es gab ein grummeliges Wort von der Schwester, ich solle mich mal mehr entspannen, und dann durfte ich weiter warten.

Einen ganz besonderen Ausblick gab es auch.

Direkt vor mir sah's so aus:



Rechts neben mir dann so:

Und links war es ganz spannend:



Mehr gab es nicht zu sehen. Als Zeitschriften zum Zeitvertreib gab es "Die gesunde Schwangerschaft" (passt grade nicht) und Auto, Motor und Sport (interessiert mich nicht). Aber nach nur 67 Minuten kam meine Ärztin auch schon hereingerauscht. Nach dem üblichen Geplänkel, Abhören und Rumklopfen kam das, wovor mir grauste, die gynäkologische Untersuchung. Diese Untersuchungen machen mir Angst, denn sie erinnern mich zu sehr an Dinge, an die ich nicht erinnert werden möchte. Und so lag ich da dann hilflos auf dem Rücken, mit Körperteilen entblösst und fast im Gesicht der Ärztin, die sonst eher verdeckt und privat bleiben. Und wie immer starrte ich an die Decke. Und wie immer veränderte sich die Zimmerdecke. War mit einem Mal nicht mehr mit den typischen weissen Styroporplatten gedeckt, sondern mit weissem Holz. Und anstatt im Arztzimmer auf einer Pritsche lag ich wieder in dem anderen Zimmer und starrte gegen eine andere Zimmerdecke; verzweifelt, verängstigt, beschämt, in Schmerzen. 
Flashbacks heisst  sowas das im klinischen Jargon so schön. Und solche sind typisch für Menschen, die  unter PTBS leiden. Besser oder leichter wird es mit diesem Wissen aber auch nicht. 
Irgendwann war die Untersuchung vorbei. Der Flashback auch und die Vergangenheit verschwand dort wo sie hingehört und die Gegenwart war wieder wahrnehmbar. 

Danach noch Blutabnahme (ja, ich habe schlechte Venen. Kann ich auch nicht ändern.) und dann endlich nach Hause und etwas essen. 

Hinterher hätte ich mich am Liebsten mit einer Tasse Tee aufs Sofa verzogen, stattdessen aber holte ich den Kleinen Mann drei Stunden früher aus der Schule, weil er sich krank fühlte. Statt Tee für mich gab es Eis und die Sendung mit der Maus (Flugzeugbau) für den Kleinen Mann. Der verschwand schon u kurz nach 6 im Bett und nun komme ich doch noch zu meiner Tasse Tee und dem Sofa. 

Die Angst, der Stress und der PTBS-Anfall sind schon fast wieder vergessen und die nächste Untersuchung erst wieder in drei Jahren. 

Alles ist gut. Oder wird gut. Oder ist so gut wie es halt geht. 


1 comment:

FrauNebeL said...

Oh wei. Nichts, womit man gerne seinen freien Tag verbringen möchte. Ich reiche gern noch eine wunderbare Tasse Tee, die alle etwaigen flashback Reste wegspülen möge.
Lieben Gruß, FrauNebeL