Friday, March 18, 2011

Wochenschau

Rosenmontag - Rosen gab es keine. Dafür in der Gemeinde 1 einen Besuch von der Synode über Anfangsgespräche zur Schliessung der Gemeinde. Da wird einem richtig fröhlich zu Mute. Fastnacht halt. Das Treffen war so lang wie nutzlos. Aber ich wollte ja immer schon mal bis 22.30h arbeiten...

Fastnachtsdienstag - begann zum Glück mit Ausschlafen. Wenn 6h Morgens denn für Sie ausschlafen sein sollte. Für mich ist es das nicht. Vor allem dann nicht, wenn ich den Abend (Nacht?) vorher erst so gegen 0.30h wieder im Hause war. (Grund siehe Rosenmontag) Morgens gab es ein Treffen in der schönen (?!?) grossen Stadt, in der die meisten Leute ihr Geld entweder durch Sozialhilfe, Diebstähle oder Dealen erwerben. (Die zwei grossen Firmen, die die Stadt und ihre Bewohner am Leben erhalten hatten sind nämlich pleite.) Ach ja, Pastoren und Kirchen gibt es dort auch noch. Und so treffen sich denn alle Pastoren (und in meinem Falle solche, die es werden wollen) aus der Region in einer der grossen, leeren Kirchen und machen betroffene Gesichter und freuen sich darauf, bald wieder aufs Land fahren und die grosse, kaputte, arme Stadt hinter sich lassen zu können. Dienstagabend gab es, tradtionsgemaess Eierpfannkuchen, Würstchen und Berliner/Krapfen/Pfannkuchen (oder wie sonst Sie diese Dinger nennen) in der Gemeinde. Auch ganz traditionell durfte die Vikarin die sämtlichen Berliner zubereiten und frittieren.


Mittwoch war Aschermittwoch. Bekanntlich ist da ja alles vorbei. Ausser der Arbeit natürlich. Erster Gottesdienst um 7h, danach drei Leute besucht und Abendmahl und Asche vorbei gebracht. Unterwegs an der Tankstelle gehalten, ausgestiegen und festgestellt, dass neben mir noch zwei (!) weitere Pastoren stehen und ihre fahrbaren Untersätze betanken. Trafen sich drei Pastoren bei der Tankstelle... Schade, dass ich den Rest des Witzes nicht kenne! Um 12h dann Gottesdienst Numero 2, danach 7 weitere Besuche. Um 18.30h Gottesdienst 3. Danach dann nach Hause und hundemüde ins Bett gefallen. 

Donnerstag habe ich verschlafen. 

Freitag - das Übliche: Einlaufen, Kochen, Predigten schreiben, Gottesdienste vorbereiten, Schreibtischarbeit. 

Samstag - während Herr und Kind Ringel noch im Bett lagen, war ich schon wieder unterwegs gen Gemeinde, denn wir hatten unseren jährlichen Einkehrsamstag für die beiden Kirchenvorstände. Als ich um 15h endlich wieder im Hause war, waren die beiden Männer weg: zum Schlittschuhlaufen. Aber im Haushalt ist ja auch ohne die beiden genug zu tun. 

Sonntag - bin ich recht früh aufgestanden. Denn ich sollte in einer anderen Kirche als üblich predigen. Und natürlich ist eben jene Kirche noch ein bisschen weiter weg von uns. (2 1/2 Stunden im Ringelmobil) Und natürlich musste ich schon um 7.45h dort sein. Und natürlich hatten wir in jener Nacht die Uhren vorgestellt. Aber ich stehe wirklich gern um 3.45h alter Zeit auf. Wirklich, macht fast gar nichts! 

Montag - Kinderarzt. Wie immer... Danach Arbeit. Und Kirchenvorstandssitzung in Gemeinde 1. Auch wie immer. War aber schon um 22.30 zu Hause. Halleluja! Ach nee, das Wort sagt man ja in der Passionszeit nicht. 

Dienstag - normaler Arbeitsstag. Keine Termine am Abend. Seltsamerweise wusste meine Familie noch, wer ich bin!

Mittwoch - Frauengruppe am Morgen (manchmal wäre ich gern ein Mann...), danach ein Hausbesuch (mit lieberweise selbstgemachtem Lunch von der Besuchten und anschliessendem Allergieschock von mir Dank künstlicher Lebensmittelfarbe im Essen). Hinterher Kirchenvorstandssitzung in Gemeinde 2 (die segensreichen Bedingungen, wenn man zwei Gemeinden "bepastort"...) und Bibelkreis. Dieses Mal war ich schon zu 22.15h zu Hause. H... (ach nee, das sagt man ja immer noch nicht!)

Donnerstag - Vormittags Schreibtischarbeit von zu Hause. Dann Fahrt in die Gemeinde. Dort auf ein Telefonmeeting gewartet. Das erste sollte um 16h stattfinden. Zu jenem Meeting war extra mein Supervisor eingeladen worden. Es passierte viel. Der Drucker fiel aus und wurde von uns beiden fachmaenn - und frauisch repariert. Gemeischaftsgottesdienste wurden geplant. Arbeit besprochen. Nur das Telefon, das klingelte nicht. Es klingelte auch nicht für mein Meeting mit der selben Person um 17h. Und auch für das Meeting mit einer Reihe von Leuten aus beiden Gemeinden blieb der Bell'sche Apparat stumm. Da wir natürlich die Nummer unseres abwesenden Teilnehmers nicht hatten und auch nicht rausfinden konnten (der Herr hat eine Geheimnummer, weil er sonst zu oft von anderen Gemeinden angerufen wird), fielen die Meetings aus. Macht ja nichts, ich war ja extra nur für eben jene drei Telefonanrufe 110 km weit gefahren. Aber ich fahre wirklich gern 220 km an einem Tag für Nichts und wieder Nichts! Immerhin war ich gestern schon um 21.15 wieder im Haus. 

Und heute - ja, heute möchte ich eigentlich gar nichts machen! Schlafen vielleicht. Oder im Schlafanzug mit Tee, Strickzeug und heisser Suppe vor dem Fernseher (was bei uns der Richtigkeit halber eigentlich Laptop heissen müsste...) sitzen und Star Treck gucken. Stattdessen werde ich gleich mal ein bisschen Wäsche waschen, danach Einkaufen fahren und kochen und am Nachmittag den Jungen Mann von der Schule abholen. 

Aber morgen, morgen habe ich frei. Der Herr Ringel allerdings nicht. Der muss morgen früh um 9h an der Uni sein und einen Workshop leiten. 

Vielleicht sollten wir Fotos von uns aufhängen, damit wir nicht vergessen, wie wir eigentlich aussehen... 

2 comments:

Wolfram said...

Wenn mir die Situation in dieser Gemeinde mal wieder unrettbar versch... (ergänze: ...immelt, ...issen, ...) und unrettbar vorkommt, dann werd ich deinen Eintrag hier noch mal lesen.
Es geht schlimmer... (wenn auch nicht viel...)

Und das captcha (erwähnte ich, daß ich captchas hasse?) heißt "boum". Wenn es nicht "bourn" heißt, aber das ist schwierig zu entscheiden.

Rika said...

Liebe Frau Ringel,
einerseits wünsche ich Dir von Herzen ein weniger Stress belastetes Vikarinnendasein. Andererseits lesen sich Deine Berichte über die diversen gemeindlichen Ge- und Begebenheiten trotz aller Bekümmernisse so herzerfrischend komisch-amüsant, dass ich nicht so sicher bin, ob ich auf sie verzichten möchte...
Ich hoffe sehr, liebe Frau Ringel, dass Du mir meinen Egoismus nicht allzu krumm nimmst...
Liebe Grüße und bitte weiter mit den schönen Texten!
Rika